Nicht gut, wie wir mit Europa umgehen

Dr. Werner Hoyer beim Liberalen Mittelstand Berlin

Dr. Werner Hoyer beim Liberalen Mittelstand Berlin: Empathische Ansprache am 1. April im Berliner Zeiss-Großplanetarium zum Thema „Für ein wettbewerbsfähiges Europa in einer globalisierten Welt – wie sich der Mittelstand behaupten kann“

„Es ist nicht so einfach, nach dieser Reise durch die Galaxien auf diese kleine Erde und das im Vergleich dazu kleine Europa zurückzukehren und gleich wieder mit den Klein-Klein-Themen anzufangen“, erläuterte Dr. Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank, seinen spontanen Entschluss vor über hundert Gästen des Liberalen Mittelstandes Berlin, das Redemanuskript seiner Mitarbeiter nicht zu befolgen, sondern „frei von der Leber weg“ zu sprechen.

Zuvor hatte nach einer Begrüßung durch den Vorsitzenden des Liberalen Mittelstandes, Christian Grosse, der Direktor des Planetariums, Tim Florian Horn, die Gäste zu einer spektakulären Reise in das Universum und die Tiefen der Urzeit mitgenommen.

Nicht nur die Gäste, sondern spürbar auch der Hauptgast Hoyer waren von diesem visuellen Erlebnis ergriffen: „Wenn wir uns diese Dimensionen ansehen und in uns bewegen, müssten wir doch schnell zu dem Schluss kommen, dass es oft recht dumm ist, worüber wir auf diesem kleinen Planeten tagtäglich streiten, leider auch in Europa.“

Freiheit und Sicherheit und Wohlstand

Zu Europa gab Hoyer dann mit Blick insbesondere auf die mittelständische Wirtschaft ein flammendes Plädoyer ab und warnte: „Wohlstand, Sicherheit Freiheit gehören eng zusammen, und unseren Wohlstand werden wir nur bewahren, wenn wir in Schlüsselindustrien wettbewerbsfähig bleiben.“ Diese Wettbewerbsfähigkeit schwinde aber gegenüber USA und vor allem auch Asien: Seit 15 Jahren verringerten sich die Investitionen in Europa in Forschung, Entwicklung und Innovation um jeweils 1,5 Prozent gegenüber „unseren Wettbewerbern“ in Fernost. Diese Entwicklung sei nicht anders als dramatisch zu bezeichnen, denn genau auf diese Felder komme es an. Eine Kernaufgabe der Europäischen Investitionsbank, der Dr. Hoyer seit 2012 als Präsident vorsteht, sei die Beschaffung und Bündelung von Investitionen gerade bei Innovation und Wissen.

Nun könne man es anderen aufstrebenden Kontinenten und Gesellschaften ja gerne gönnen, bei Innovationen schneller und besser als wir zu sein, aber die Chinesen beispielsweise setzten neue Technologien maßgeblich für Freiheitsbeschränkungen ein: „Europa muss schneller, mutiger und besser werden“.

Er beobachte im Übrigen allgemein mit Sorge, wie Europa schlecht gemacht und schlecht geredet werde: „Für alles Übel wird den Bürgern Brüssel als Urheber verkauft, leider auch von den Regierungschefs. Wir behandeln dieses wunderbare Projekt Europa derzeit schlecht.“

Was dabei herauskomme, könne man „in diesen Stunden“ plastisch bei unseren Freunden in Großbritannien sehen.

Konkrete Vorschläge für die Stimulierung von Innovation und Kreativität seien gefragt, hier sei die Politik gefordert. Die im Vergleich beispielsweise zu den USA völlig unzureichende Freisetzung privaten Wagniskapitals sei auch ein Mentalitätsproblem in Europa, insbesondere in Deutschland:  80 Prozent der Unternehmensfinanzierungen erfolgten in Europa über Banken, in USA hingegen zu 75 % über den Kapitalmarkt.

Mit einem Blick in die Zukunft, in der eine sehr viel stärkere Konzentration auch auf den Kontinent Afrika und dortige Infrastrukturprogramme, aber ebenso auf enorme Umweltherausforderungen nötig seien, ging Dr. Hoyer dann in einer lebhaften Diskussion im Dunkel des Planetariums auf Fragen insbesondere mit Bezug auf die Herausforderungen für klein-und mittelständische Unternehmen (KMU) ein.

Dr. Werner Hoyer war vor seinem Amt bis 2012 über 15 Jahre Bundestagsabgeordneter der FDP, 2002 bis 2009 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und in den Jahren 1994-1998 und noch einmal von 2009 bis 2001 Staatsminister im Auswärtigen Amt.

Weitere Beiträge

Fachkräftemangel bekämpfen – Digitale Arbeitsverträge ermöglichen!

In einer Zeit, in der Digitalisierung voranschreiten sollte, verlangt das deutsche Arbeitsrecht Arbeitsverträge in Papierform. Der Liberale Mittelstand setzt sich für eine Anpassung des Nachweisgesetzes ein, um digitale Verträge zu ermöglichen. Lesen Sie unseren vollständigen Bericht über die Herausforderungen und unsere Lösungsansätze

Weiterlesen »