Für Systemwettbewerb statt Monokultur bei den Notenbanken

20151125_LiberalerMittelstandNRW_Vorstand_SW_C_Jan_Schuermann_14A6265666-mal haben die Zentralbanken seit dem Lehman-Schock vor acht Jahren die Zinsen gesenkt.

Damit nicht genug. Weil trotz der Zinssenkungen auf den Nullpunkt die Preisinflation nicht anspringen will, greifen die Notenbanken zu immer extremeren Mitteln, um Liquidität, die sie aus dem Nichts schaffen, in den Markt zu pumpen: Anleihekäufe, Negativzinsen und vielleicht bald auch Aktienkäufe durch die EZB nach dem Vorbild der japanischen und schweizerischen Notenbank.

 

Bilanzsummenausweitung der EZB
Bilanzsummenausweitung der EZB. Quelle: FAZ.

 

Der Bankier Jacob Rothschild erklärt: „Wir haben in den vergangenen sechs Monaten die Fortsetzung dessen gesehen, was sicherlich das größte Experiment in der Geschichte der Geldpolitik ist. Wir befinden uns in unbekannten Gewässern. Es ist unmöglich vorauszusehen, welche unbeabsichtigten Folgen die sehr niedrigen Zinsen (30 Prozent der Staatsanleihen weltweit rentieren im negativen Bereich) haben werden.“ 

Schon jetzt kann man als Zwischenergebnis dieses Experiments festhalten: Die Notenbanken können die Kreditvergabe an die Wirtschaft über die Steuerung des Leitzinses nur eindämmen. Das hat Paul Volcker als Chef der amerikanischen Notenbank in den 1980er Jahren gezeigt, als er im Kampf gegen die galoppierende Preisinflation (bis zu 15 Prozent) den Leitzins auf über 20 Prozent erhöhte und damit die Geldvermehrung der Banken, die über Kreditvergaben erfolgte, beendete.

Aber umgekehrt können die Notenbanken die Kreditvergabe der Banken und damit ihre Inflationsziele durch geldpolitische Lockerungen nicht erzwingen. Trotz beispielloser Interventionen der Bank of Japan und der EZB liegen die Preisinflationsraten bei – 0,19 bzw. 0,1 Prozent. Nur Kreditvergaben der Banken an die Realwirtschaft bzw. Investitionen, die zu einer höheren Beschäftigungszahl und steigenden Löhnen führen, heizen die Preisinflation an.

 

Durchschnittliche Inflationsrate der Euro-Zone
Durchschnittliche Inflationsrate in der Euro-Zone. Quelle: Statista.de

 

Die Banken dürfen aber wegen der gestiegenen Ansprüche der Regulierer nicht mehr Kredite vergeben, oder sie wollen es nicht, weil sie keine zusätzlichen Risiken in ihre Bilanzen nehmen wollen. Gleichzeitig ist die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft schwach, weil die Zukunftsaussichten – auch dank der Geldpolitik der Notenbanken – besonders unklar sind, viele Unternehmen noch immer zu stark verschuldet und die Arbeitslosenquoten und Staatsschulden in vielen Ländern sehr hoch sind.

Das bedeute, dass sich die Notenbanken Inflationsziele setzen, die sie gar nicht erzwingen und damit nicht steuern können.

Schlimmer noch: Nicht nur der Steuermechanismus versagt, auch das Navigationssystem ist untauglich. Was sagt eine durchschnittlich niedrige Preisinflation bei den Gütern eines fiktiven Warenkorbs über die Geldwertstabilität aus, wenn gleichzeitig die Preise für Vermögenswerte wie zum Beispiel Aktien, Anleihen und Immobilien, die in dem Warenkorb nicht berücksichtigt werden, gefährliche Spekulationsblasen bilden?

Statt immer weiter zu intervenieren, muss endlich eine grundlegende Fehleranalyse des geldpolitischen Ordnungsrahmens einsetzen. Das keynesianische Theoriemonopol muss durch einen globalen Systemwettbewerb, also durch verschiedene Ordnungsrahmen, ersetzt werden, sonst droht am Ende der Interventionsspirale der Notenbanken die Vernichtung der Währungen.

Ihr Olaf in der Beek
Landesvorsitzender Liberaler Mittelstand NRW

Weitere Beiträge