Mehr Flexibilität im Arbeitsmarkt erforderlich: Fazit der LIM-Online-Diskussion mit MdB Pascal Kober und Unternehmer Joachim Lang

Erstaunt und mit völlig neuen Blickwinkeln aus der Praxis verabschiedeten sich die Gäste der Webdiskussion mit dem provokanten Titel „Zeitarbeit – Rettungsanker oder moderner Sklavenhandel“. Der LIM-Kreisverband Bodensee-Oberschwaben, der jetzt sein einjähriges Bestehen feiert, hatte zu dieser Veranstaltung geladen. Partner war der FDP-Kreisverband Lindau. Das Thema Zeitarbeit und individuelle Arbeitszeitvarianten ist aktueller denn je. Denn aufgrund der Covid-19-Pandemie überdenken viele Mittelstandsbetriebe ihre Arbeitsstrukturen.

Was brachte die Diskussion an Erkenntnissen?

Offen stellte sich Pascal Kober, sozialpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, und der mehrfach ausgezeichnete Ulmer Unternehmer Joachim Lang den Fragen der Moderatorin Nicole Rauscher, Vorsitzende des LIM Kreisverbandes Bodensee-Oberschwaben, um Schwachstellen der Zeitarbeit herauszuarbeiten und gleichzeitig auch die guten Seiten hervorzukehren.

Über Zeitarbeit in eine Festanstellung

Viele Firmen nutzen die Zeitarbeit als Recruiting-Instrument, damit die Personalabteilungen dem immer wachsenden Bürokratiedruck flexibel agieren können und entlastet werden. Darüber waren sich Kober und Lang einig. Auch würde die Zeitarbeit das Risiko einer Fehlbesetzung bei Festeinstellung mit einem unbefristeten Vertrag minimieren, fuhr der Ulmer Unternehmer fort.

Kurzarbeitergeld auch für Zeitarbeiter

In Deutschland habe der größte Teil der Zeitarbeiter einen unbefristeten Vertrag. „In Zeiten wie die aktuelle Corona Krise wird auch in dieser Branche das Instrument Kurzarbeitergeld angewendet“, erzählte Lang aus eigener Erfahrung. Auf die Frage, wie er die Zeit für seine Mitarbeiter nutzen würde, antwortete er: „Teilweise durch Schulungen, um in der Zeit nach der Krise wieder in den Arbeitsmarkt bei den Entleihfirmen Platz zu finden.“. „Die Zeitarbeitsbranche ist auch ein Frühindikator der Wirtschaft: zieht die Arbeitsmarktlage in dieser Branche wieder an, so wird diese als positive Konjunkturnachricht gewertet“, so Lang weiter.

Nach Studium in die Zeitarbeit – um Joberfahrungen zu sammeln

Einen völlig neuen Blickwinkel zeigte er auf, als die Fragen nach der jungen Generation, der sogenannten Generation Z kam. „Junge Leute sind teilweise auch Freigeister, welche nicht in einem Unternehmen bis zur Rente sein wollen“, stellte Lang als erfahrener Arbeitgeber fest. „Sich auszuprobieren, Neues kennenzulernen nach dem Studium oder der Lehre, dafür ist die Zeitarbeit ein idealer Berufseinstieg“, regte er an.

Vergleiche mit dem Ausland seien schwierig, so Kober. „Im Ausland werden Zeitarbeiter, anders wie in Deutschland, bei ihrem Entleihbetrieb teilweise nicht weiterbeschäftigt. Dies ist in Deutschland anders“, informierte er. Dass „Equal Pay“ in der Zeitarbeit nicht ab dem ersten Monat gelte, sondern erst im späteren Prozess, sei dem geschuldet, dass der Mitarbeiter erst eine Einarbeitungsphase durchlaufen müsse und nicht gleich wie ein normaler Stammmitarbeiter bezahlt werden könne.

Die Frage, ob es diskriminierend sei, wenn der Zeitarbeiter eine andere Kleidung, ein anderes Namensschild oder eine andere Bezeichnung z.B. in der E-Mail-Adresse oder Signatur finde, verneinten die zwei Experten, dennoch appellierten sie daran, dass Zeitarbeiter nicht als Wettbewerber gesehen werden dürfen und ein respektvoller Umgang miteinander wichtig sei.

Pascal Kober, MdB

Forderung an die Politik: keine weiteren Regulierungen

Abschließend fragte ihn Rauscher nach seinem Erfolgsrezept, was ihn als mehrfach gekürter Arbeitgeber ausmache und welche Tipps er anderen Unternehmern mit auf den Weg geben würde. Darauf antwortete er: „Ehrlichkeit und Wertschätzung zeigen, Konflikte ansprechen und gemeinsam lösen“. Es sei für ihn nicht wichtig jeden Auftrag zu gewinnen, sondern eine gewisse Achtung zu wahren. Eine Forderung an die Politik von ihm war, es mögen keine weiteren, strengeren Regulierungen beschlossen werden.

Als Fazit der Diskussion war seitens der Teilnehmer die einhellige Meinung, dass die Zeitarbeit ihre Daseinsberechtigung hat für eine schnelle sozialabgesicherte Flexibilität der Wirtschaft. LIM-Tipp: Die Webdiskussion ist unter www.fdp-lindau.eu veröffentlicht und kann jederzeit angeschaut werden.

Co-Organisatorin und Moderatorin der LIM-Veranstaltung: Nicole Rauscher

(Copyright Foto: iGZ e.V., www.ig-zeitarbeit.de)

 

 

 

 

 

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