Sustainable Finance – Auswirkungen für den Mittelstand

Wir müssen aufpassen, dass uns das Thema nicht von Anderen weggenommen wird

Liberaler Mittelstand Berlin am 13. Mai 2019 im Hans-Dietrich-Genscher Haus / Vortrag von Volker Weber, FDP-Mitglied und Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen e.V.   CSR sind für jeden Unternehmer, ob groß oder KMU, mittlerweile keine nebensächlichen Buchstaben mehr. Mit corporate sustainable responsibility, also der freiwilligen Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens, müssen sich alle beschäftigen und dies mit rasanter Bedeutungszunahme.   Der Liberale Mittelstand Berlin konnte Volker Weber etwa dreißig Gäste für die Auswirkungen der Finanzierung auf Basis von Kennziffern insbesondere für KMU fesseln lassen. Christian Grosse, Vorsitzender des Liberalen Mittelstandes Berlin, führte Volker Weber im Walter-Scheel-Zentrum der FDP-Zentrale dann auch mit den Worten ein, dass Nachhaltigkeit kein Nebenthema mehr sei und gerade den Liberalen als politischer Anwalt der wirtschaftlichen Vernunft gut zu Gesicht stünde.   Nachhaltigkeit: „Schlage nur so viel Holz wie der Wald verkraften kann“ ( Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz aus Sachsen bereits 1713, der somit als Begründer des Nachhaltigkeitsgedankens gilt)   Richtig, ergänzte Weber, denn Deutschland hängt hinsichtlich der Investments in Nachhaltigkeit mit 3 Prozent beispielsweise hinter den USA (10 %) und sogar China hinterher. Nachhaltige Geldanlagen bezeichnen nachhaltige Produkte und Anlagevehikel, die ökologische, soziale und governance-bezogene Aspekte (ESG- Kriterien) explizit in ihren Anlagebedingungen berücksichtigen.   Die Vereinten Nationen haben 17 übergeordnete Nachhaltigkeitsziele definiert (sustainable development goals), so u.a. Umweltfaktoren (z.B. Wasser), erneuerbare Energien, Bildung oder Klimaneutralität. Aber auch auf europäischer Ebene wird die verbindliche Verankerung klarer Vorgaben laut Weber stetig intensiviert, u.a. auf Basis der Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens 2015. Mit Werner Hoyer, dem Präsidenten der Europäischen Investitionsbank (den der Liberale Mittelstand Berlin wenige Wochen zuvor zum Thema „Für ein wettbewerbsfähiges Europa in einer globalisierten Welt – wie sich der Mittelstand behaupten kann“ in Berlin begrüßen konnte, siehe www.lm-berlin.de) sei er im Dialog, um das Thema auf europäischer Ebene zu katalysieren.   Die Relevanz für den Mittelstand ist evident. Für die Finanzierung von Unternehmen würden demnach nicht nur die „nackten“ Finanzkennzahlen, sondern auch extrafinanzielle Thematiken, ESG (ecologic social governance)-Faktoren entscheidend. Als Beispiele für solche Faktoren nannte er Umweltprozesse, CO2 – Emissionen, Arbeitsbedingungen oder Ausbildungsquoten.   Verantwortliches Investieren nach diesen Kriterien hat sich seit 2014 verdreifacht, 1,4 Billionen Euro in Deutschland. Bei allen deutschen DAX-Unternehmen ist die Bedeutung dieses Feldes immerhin angekommen, „aber daraus folgt eine unmittelbare Relevanz auch für jeden Mittelständler als Lieferant oder Dienstleister“ so Weber. Auch aufgrund der Vorgaben der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) nehmen die Kreditinstitute die ESG-Faktoren immer mehr in den Mittelpunkt. Die Kursentwicklung deutscher Konzerne, die das Thema verinnerlicht haben, und solchen, die dies nicht getan haben, sprechen eine eindeutige Sprache.   So stringent harte Finanzzahlen sind, so sehr müssen es für die Unternehmen nachvollziehbar natürlich auch die ESG-Faktoren sein. Volker Weber stellte daher beispielhaft Standards vom UN global compact, die Bestrebungen zu einem einheitlichen EU-Klassifizierungssystem bis hin zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) vor.   Nein, Nachhaltigkeit und nachhaltige Finanzierung sind keine Feierabendthemen. Deshalb müsse dies ein zentrales urliberales Anliegen sein und viel deutlicher betont werden, so Weber: „Wir müssen dringend aufpassen, dass uns das Thema nicht von Anderen weggenommen wird, die kein Vertrauen in unternehmerische Vernunft , sondern Regulierung im Sinn haben“.   Die Zuhörer waren begeistert, die anschließende Diskussion war nachhaltig.   Der Verein Forum Nachhaltige Geldanlagen mit Sitz in Berlin setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 2001 für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft ein und arbeitet daraufhin, verbesserte rechtliche und politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Geldanlagen zu erreichen.

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