Was tun, wenn der Kollaps droht?

Zu einer „Krisensitzung“ in ganz besonderem Rahmen hatte der Liberale Mittelstand Bayern e.V.

am Freitag, den 21.10.2022 ins Schloss Blutenburg, in München geladen.

Hintergrund und Hauptthema des Abends war, der sich dramatisch zuspitzende Fachkräftemangel in Deutschland, der eine der Ursachen für einen drohenden wirtschaftliche Kollaps sein könnte.

Der Wirtschaftsempfang fand im Format einer Podiumsdiskussion, mit geselligem Beisammensein, statt. Zu Gast waren viele Prominente aus Politik und Gesellschaft.

Zu Gast auf dem Podium waren

– Michael Dassler | Bundesvorsitzender des Liberalen Mittelstands

– Albert Duin | MdL, Wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtags-Fraktion

– Franz-Josef Pschierer | Staatsminister für Wirtschaft, Energie und Technologie a.D.

– Susanne Seehofer | Corporate Strategy Sustainable Finance, BMW Group

Ganz bewusst hatte Ursula Lex, die Landesvorsitzende des Liberalen Mittelstands (kurz LIM),

Andreas Keck den Vorstandsvorsitzenden des German Mittelstand e.V., als Moderator

und Dr. Eva Vesterling die Vorsitzende des Verbands die Familienunternehmer, in München/Südbayern, als Referentin für einen eröffnenden Impulsvortrag eingeladen.

„Deutschlands kleine und mittelständische Unternehmen werden zurzeit durch die gleichen Probleme ernsthaft in Ihrer Existenz bedroht. Deswegen müssen die sie vertretenden Verbände gemeinsam und viel zwingender, Ihre Lösungsstrategien in die politische Ebene tragen“, so Lex.

Dr. Eva Vesterling erläuterte in ihrem Eröffnungsreferat die sich zuspitzende Situation und wies auf ein bereits bestehendes Strategiepapier der Familienunternehmer hin, die dort behandelten Punkte sind praktisch deckungsgleich mit Forderungen des LIM.

Die dringend geforderten Lösungsfelder sind: Der Erhalt älterer Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt, die sinnvolle Vereinfachung und Zulassung der Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, die gezielte marktorientierte Qualifikation von Anlernkräften und Arbeitssuchenden, die stärkere Förderung und Anerkennung von Bildung und Ausbildung, auch außerhalb des akademischen Fensters, sowie die Schaffung einer soliden Basis für Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für den Arbeitsmarkt ist, bestätigte auch Susanne Seehofer, die für München Mitte in den Landtag einziehen soll. „Frauen arbeiten im Schnitt 12 Lebensjahre entgeltfrei für die Familie. Da ließen sich, mit gezielter Unterstützung, unglaublich viel Potenzial bergen“, sagte Seehofer und wies im Weiteren auch darauf hin, dass vor allem die Berufe der Zukunft zu wenig in den gegenwärtigen Denkmodellen berücksichtig werden.

Albert Duin, selbst auch Unternehmer mit Verantwortung für einen großen Handwerksbetrieb,

bemängelte die realitätsferne Wahrnehmung der Bedeutung von Handwerksberufen und die immer noch verschobene Reputation und mangelnde finanzielle Förderung des Meisterausbildung, die immer noch überwiegend von den Meistern selbst getragen wird.

„Meister gleich Master ist meine Forderung. Dazu wäre es wichtig begabte Handwerker, schon in der Schule zu erkennen und gezielt zu fördern. denn in den kommenden Jahren wird der Mangel an Handwerkern und Meistern, jeden hier im Saal treffen. Da muss unbedingt gegengesteuert werden.“, so Duin. Im Weiteren wies Duin daraufhin, dass er in seinem Unternehmen in Deutschland und Ungarn besonders viele Frauen in Führungspositionen beschäftigt. „Weil die verdammt gut sind.“ Es ist einfach egal, wo sich Mann oder Frau in der Familie oder im Beruf verwirklichen, wichtig sei, dass sie dort gut sind. Er wünsche sich hier vor allem ein Umdenken in den Köpfen der Leute, aber keine neuen Vorschriften.

Michael Dassler erörterte, im Gespräch mit Andreas Keck, die Benachteiligung des ländlichen Raums, bei der Rekrutierung von Fachkräften. Der öffentliche Verkehr, die Infrastruktur, die digitale Anbindung und die Schulische Basis, werden in Kleinstäten und ländlichen Gebieten sehr vernachlässigt und nur wenig oder gar nicht gefördert.

„Beispielsweise wären in ländlichen Technologiestandorten, internationale Schulen wichtig um die Zuwanderung von Spezialisten, mit Familie zu fördern.“ So Dassler.

Dassler empfahl, vor allem der Bundespolitik, die Expertise des LIM für die zukünftige Weichenstellungen anzunehmen. An der derzeitigen, prekären Situation, in vielen Bereichen, erkenne man die seit langer fehlender Fachkompetenz in den Ministerien.

Franz-Joseph Pschierer, der seine Erfahrung als ehemaliger Wirtschaftsminister mit in die Diskussion einfließen lassen konnte, ging auf technologische Möglichkeiten und Herausforderungen ein und beleuchtete, auf gezielte Frage des Moderators, die möglichen Chancen und auch Schwierigkeiten der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt.

Natürlich ist es für eine gelungene Integration von Arbeitskräften immens wichtig, dass die Bürger, die Vorteile sehen und nötige Maßnahmen unterstützen“, so Pschierer.

In ihrem Schlusswort, erläuterte die Gastgeberin Ursula Lex, die schwierige Situation in ihrem eigenen Unternehmen. „Wir werden momentan von Herausforderungen geradezu erschlagen, aber wenn wir die momentanen Krisen überstehen, lauert mit dem Fachkräftemangel ein langfristiges K.o.-Kriterium auf die deutsche Wirtschaft, dem wir spätestens jetzt, mit vereinten Kräften und aufmerksam begegnen müssen!

Wir selbst finden seit einigen Jahren kaum noch geeigneten Auszubildenden und befinden uns in einem Rekrutierungswettbewerb mit Großkonzernen. Unter unseren ehemaligen Azubis finden sich mehrere Preisträger und auch einige inzwischen erfolgreiche Unternehmer. Es wäre nicht nur für uns ein Jammer, wenn wir unser Wissen nicht mehr an zukünftige Generationen weitergeben könnten.“ So Lex.

Nach einer anschließenden Fragerunde und vielen informativen Diskussionen, endete die Veranstaltung um 22:30 und nach einhelliger Meinung der Anwesenden, somit viel zu früh.

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