Ein neuer Markt für den deutschen Mittelstand am Beispiel von Rwanda

Der Liberale Mittelstand Berlin auf dem „Africa Business Summit Berlin 2023“

Text/Fotos: Christian Grosse

In Berlin fand Ende März 2023 das „AFRICA GLOBAL BUSINESS SUMMIT “ statt. An diesem zweitägigen hochrangigen Wirtschaftsgipfel nahmen Minister, Botschafter, Top-CEOs und Entrepreneure großer afrikanischer und internatio- naler Unternehmen, sowie wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger aus mehr als 35 Ländern des afrikanischen Kontinents, Europas, der USA, Großbritanniens, Asiens und des Nahen Ostens teil.

Konferenzraum    

Mit mehr als 30 Vorträgen und Diskussionspaneln bot der „AFRICA GLOBAL BUSINESS SUMMIT 2023“ globalen Finanzakteuren, Investoren, Entwicklungs- partnern und Unternehmern die einmalige Gelegenheit, zwei Tage lang die wichtigsten potenziellen Wachstumsbereiche Afrikas zu ermitteln und mit führenden Akteuren des afrikanischen privaten und öffentlichen Sektors aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenzutreffen. Auch der Liberale Mittelstand Berlin nahm an diesem Kongress teil, um neue Märkte für den deutschen Mittelstand ausfindig zu machen.

Seit Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine, am 24. Februar 2022, haben sich die Märkte für den deutschen Mittelstand verändert. Nach der gerade überstandenen Coronaviruskrise ist der deutsche Mittelstand, aufgrund der hohen Energiepreise, erneut an den Rand seiner Belastungs- kapazitäten angelangt. Die hohen Energiepreise sorgen dafür, dass sich Produkte massiv verteuern und somit große Wettbewerbsnachteile entstehen, da die gestiegenen Kosten an den Endkunden weitergegeben werden müssen.

Hinzu kommt, dass durch den Verlust des russischen Marktes, immerhin wurden Im Jahr 2021 Waren im Wert von rund 26,63 Milliarden Euro aus Deutschland nach Russland exportiert, der deutsche Mittelstand umdenken muss, um seine Produkte anderweitig zu platzieren.

Viele Unternehmen sind bereits dabei sich neue Märkte zu suchen, vor allen Dingen in den europäischen Nachbarländern. Doch bieten sich gerade, auch für den deutschen Unternehmer, gute Möglichkeiten auf dem afrikanischen Kontinent zu investieren. Es sind genug Opportunitäten vorhanden. Diese jedoch aufzufinden ist die Herausforderung. Ein gutes Beispiel für einen neuen Markt mit sehr großem Potential ist Rwanda.

Mario A. Caetano Joao, Minister of Economy and Planning of Angola, Christian Grosse, Landesvorsitzender Liberaler Mittelstand Berlin  

Rwanda ist ein ist ein dicht bevölkerter Binnenstaat in Ostafrika bzw. Zentral- afrika, grenzt an die Demokratische Republik Kongo (DRC), Burundi, Tansania und Uganda. Wegen seiner hügeligen Landschaft wird Rwanda auch „Land der tausend Hügel“ genannt.

Seit dem Ende des Völkermords gegen die Tutsi in 1994, der 7. April wurde von der UN-Generalversammlung zum internationalen Tag des Gedenkens an den Völkermord an den Tutsi in Ruanda 1994 erklärt, zählte das Land zu den ärmsten in Afrika. Seitdem setzte ein wirtschaftlicher Wiederaufbauprozess ein. Was kaum jemand weiß ist die Tatsache, dass Rwanda mit einer durchschnitt- lichen jährlichen Wirtschaftswachstumsrate von etwa 7,5% Prozent im Zeit- raum 2007 bis 2022 seit längerem zu den Ländern Afrikas mit dem stärksten Wirtschaftswachstum gehört.

Um in ein anderes Land zu investieren, steht bei einem mittelständischen Unternehmen zuerst die Sicherheitsfrage eines Landes, und damit verbunden auch das Rating eines Landes, im Vordergrund. Rwanda hat ein Fitch- Rating von B+ und ein S&P Rating von ebenfalls B+, was gleichbedeutend mit „Ausblick stabil“ ist. Als Vergleich: Türkei B, Rumänien BBB, Portugal BBB, Italien BBB, Serbien BB, um nur einige zu nennen.

H. E. Igor Cesar, Ambassador of the Republic of Rwanda

Eine weitere interessante Kennzahl eines Landes ist die Staatsverschuldung in % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diese liegt in Rwanda aktuell bei 74% des BIP mit Ausblick auf 71% des BIP bis 2024 (Fitch Analyse). Als Vergleich: Kanada 71,3% des BIP, Gesamt Europäische Union 85% des BIP, Italien 144% des BIP und Deutschland 66,4% des BIP (Stand September 2022).

Rwanda hat in der Region die niedrigste Schuldenquote, eine stabile Währung als auch eine stabile Kreditwürdigkeit.  

In den letzten 15 Jahren hat das Land einen wirtschaftlichen Strukturwandel vollzogen, von der vorherrschenden Landwirtschaft zu Dienstleistungen und Industrie. So, dass man Rwanda aktuell als Erfolgsstory in Afrika bezeichnen kann. Tendenz weiterhin steigend.

Aber auch andere Faktoren sprechen für das Land in Afrika. Rwanda liegt in internationalen Bewertungen auf dem ersten Platz der Länder Afrikas, was das Thema Regierungstransparenz betrifft. Rwanda liegt weltweit auf Platz fünf, was das Thema Sicherheit bzw. nächtliche Spaziergänge betrifft. Hinzu kommt, ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo noch immer, bei gleicher Arbeit, zwischen Frauen und Männern Abschläge von bis zu 20% vorhanden sind, und auch in der Europäischen Union, dass das Land das kleinste geschlechts- spezifische Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in der Welt hat.

Kennzeichnend für die ruandische Gesellschaft ist die hohe Teilhabe von Frauen an der wirtschaftlichen und politischen Macht. In Afrika bzw. weltweit hat Rwanda mit 61,3% den höchsten Frauenanteil im Parlament. Kennzeichnend für die ruandische Gesellschaft insgesamt ist die hohe Teilhabe von Frauen an der wirtschaftlichen und politischen Macht.

Auch, was das Thema Digitalisierung betrifft ist Rwanda sehr fortschrittlich. 95% des ganzen Landes sind mit einem 4G LTE Netzwerk abgedeckt. So, dass es selbst im Urwald möglich ist das Internet zu empfangen.

Aufgrund der jungen Bevölkerung von Rwanda, 70% der Bevölkerung sind unter 30 Jahren, hat das Land großes Potential hinsichtlich der Ausbildung von Fachkräften aber auch hinsichtlich des Konsums von Gütern.

Rwanda bietet mit diversen Steuererleichterungen für Investoren Anreize, vor allen Dingen in der Hauptstadt Kigali, um dort langfristig zu investieren. Die Vielfalt der Investitionsmöglichkeiten ist sehr groß. Es umfasst u.a. folgende Bereiche:

  • Glasherstellung, Vorhandensein von entsprechenden Rohstoffen, Zement, Metalle, Kunststoffe
  • Bergbau, Abbau von Rohstoffen wie Zinn, Wolfram, Lithium, Edelsteine
  • Energie/Wasser
  • Infrastruktur, Hotels, Golf Ressorts, Wohnungsbau, Immobilien etc.
  • Landwirtschaft und Agro-Verarbeitung
  • Gesundheitssektor, Kliniken, Diagnostikcenter, Pharmazeutische Herstellung von Medikamente, Entwicklung von Fähigkeiten zur Herstellung von Bildgebung, Aufbau von Produktionsanlagen für medizinische Implantate und Prothesen, Bau von Sauerstoffversorgungs- anlagen, Herstellung von Verbrauchsmaterialien (Spritzen, Dialyse- flüssigkeiten usw.
  • Wissen, Ausbildung, Hochschule
  • Finanzen
  • Tourismus

Mario A. Caetano Joao, Minister of Economy and Planning of Angola           

H.E. Balbina Malheiros Dias da Silva and business people

Erwähnt werden muss, dass es mit dem Nachbarland der Demokratischen Republik Kongo politische Spannungen gibt. Es wird jedoch versucht, sowohl auf regionaler als auch auf internationaler Ebene, diese Spannungen abzubauen. Da beide Länder sehr daran interessiert sind internationale Investoren in ihr Land zu holen.

Ruanda hat ein mittleres WBGI-Ranking von 53. Der World Government Bond Index (WGBI) ist die anerkannte führende Benchmark für globale Staatsan- leihen, die von großen Fondsmanagern und großen Vermögenseigentümern auf der ganzen Welt verfolgt wird. Das mittlere Ranking spiegelt eine jüngste Erfolgsbilanz friedlicher politischer Übergänge, ein moderates Maß an Rechten zur Teilnahme am politischen Prozess, moderate institutionelle Kapazitäten, etablierte Rechtsstaatlichkeit und ein moderates Maß an Korruption wider.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass mit Rwanda ein afrikanisches Land hervorragende Möglichkeiten bietet, neue Märkte für den deutschen Mittelstand zu erschließen. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen und werden auch weiterhin optimiert. Der mittelständische Unternehmer muss bereit sein diesen Schritt zu gehen. Denn auch in Rwanda gibt es viele Herausforderungen die es zu meistern gilt.

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